Hin und her gerissen zwischen der Europäischen Union und Russland ist die Republik Moldau, ähnlich wie die Ukraine, ein Spielball geopolitischer und ökonomischer Interessen Moskaus und Brüssels. Der Strukturwandel vollzieht sich nur schleppend, allen voran bedingt durch den eingefrorenen Konflikt in der pro-russischen separatistischen Region Transnistrien sowie durch staatliche Korruption und organisierte Wirtschaftskriminalität.
In den vergangenen Jahren wurden fünf Premierminister ausgetauscht und das Land drohte im Würgegriff der Oligarchen zu ersticken. Zeitlich passend zu meiner Arbeit, wurde jedoch Ende 2020 eine unabhängige Präsidentin gewählt.
Auf der Suche nach der sozialen Identität Moldovas bin ich seit 2013 regelmäßig durch sämtliche Teile des kleinen Landes gereist, habe Orte oder Veranstaltungen, die mich interessierten, besucht und bin dabei über neue neue Orte und Begebenheiten gestolpert, bin Menschen begegnet, habe zugehört und Hauswein getrunken.
Die Reise wurde zu einer fotografischen Zeitreise, ein Einblick in eine verschwindende Poesie. In ruhigen, manchmal skurrilen, manchmal beinahe zärtlichen Beobachtungen habe ich die Begegnungen festgehalten und den ländlichen Raum dokumentiert, der westlich geprägten Zivilisationsmenschen wie eine Idylle erscheinen muss, in der die Zeit stehen geblieben ist.